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Kleist-Förderpreis 2020

Kleist Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker 2020

Magdalena Schrefel erhält den „Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker“ 2020 für ihr Stück EIN BERG, VIELE


Preisträgerin 2020: Magdalena Schrefel (c) Sarah Horvath

Die Kleist Forum Frankfurt (Oder) und die Stadt Frankfurt (Oder) haben auf einer Pressekonferenz die Preisträgerin des „Kleist-Förderpreises für junge Dramatikerinnen und Dramatiker“ 2020 bekannt gegeben. In diesem Jahr geht die renommierte Auszeichnung an Magdalena Schrefel, Jahrgang 1984, für ihr Stück EIN BERG, VIELE. Der Kleist-Förderpreis ist mit einem Preisgeld von 7.500 Euro dotiert und mit einer Uraufführungsgarantie verbunden, die in diesem Jahr vom Schauspiel Leipzig übernommen wird.

Seit 1996 vergeben die Kleist-Stadt Frankfurt (Oder), das Kleist Forum und die Dramaturgische Gesellschaft jährlich den „Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker“. Anwärterinnen und Anwärter, die bei Einsendeschluss nicht älter als 35 Jahre alt sind, können sich mit noch nicht uraufgeführten Theatertexten bewerben.

Der mit 7.500 Euro dotierte Preis gilt als Wegbereiter vieler, mittlerweile international renommierter Autorinnen und Autoren. Neben dem Preisgeld erfahren die Preisträgerinnen und Preisträger vor allem durch die Uraufführungsgarantie des ausgezeichneten Stücks eine größtmögliche Förderung.

Die offizielle Preisverleihung mit der Laudatio von Albert Ostermaier und die Frankfurter Premiere der Uraufführungsinszenierung, produziert vom Schauspiel Leipzig in Koproduktion mit dem Kleist Forum Frankfurt (Oder), finden zur Eröffnung der diesjährigen Kleist-Festtage am 1. Oktober 2020 statt. EIN BERG, VIELE wird im September 2020 am Schauspiel Leipzig uraufgeführt.

Zur Bekanntgabe des diesjährigen Gewinners dieses wichtigsten Nachwuchspreises für deutschsprachige Bühnenautorinnen und -autoren sprachen neben Florian Vogel (Künstlerischer Leiter am Kleist Forum und Vorsitzender der Jury des Kleist-Förderpreises) Milena Manns (Dezernentin für Kultur, Bildung, Sport, Bürgerbeteiligung und Europa der Stadt Frankfurt (Oder)) und Marleen Ilg (Dramaturgin am Schauspiel Leipzig).

Die Jury setzte sich folgendermaßen zusammen:

  • Florian Vogel, Künstlerischer Leiter des Kleist Forums und Leiter der Jury
  • Milena Manns, Dezernentin für Kultur, Bildung, Sport, Bürgerbeteiligung und Europa der Stadt Frankfurt (Oder)
  • Kathrin Bieligk, Vorstand Dramaturgische Gesellschaft
  • Anette Handke, stellv. Direktorin Kleist-Museum Frankfurt (Oder)
  • Marleen Ilg, Dramaturgin am Schauspiel Leipzig
  • Petra Thöring, freie Dramaturgin
  • Uwe Gössel, Vorstand Dramaturgische Gesellschaft
  • Jack Kurfess, Hamburger Theaterlegende, erster Geschäftsführer der Elbphilharmonie Hamburg und Consultant
  • Albert Ostermaier, Autor und Laudator

In der Jury-Begründung heißt es: „Die Welt ist in seinem Kopf. Er vermisst sie in sich“, charakterisiert Magdalena Schrefel ihren Protagonisten. Ein britischer Geograf, der sich den Flussverlauf in einem fernen Land mit einem natürlichen Hindernis erklärt. In seine Karte setzt er ein fiktives Gebirge – eines, das tatsächlich über das 18. Jahrhundert hinweg als die „Kong-Berge“ entlang des Niger angenommen wurde. Ausgehend von dieser geografischen Behauptung entspinnt sich in „Ein Berg, viele“ eine szenische Landschaft, die weite zeitliche und kulturelle Distanzen umspannt. Die darin beheimateten Figuren sind Suchende. Sie verhandeln verschiedene Strategien, um ihre Welt zu vermessen – und zu verstehen. Dabei kratzen sie an der Selbstverständlichkeit bestehender Normen und Regeln. Das Stück ist eine Konfrontation mit dem Zerfall von Gedankengebirgen – befreiend und schmerzhaft zugleich. Der Autorin gelingt es mit ihrer szenischen Setzung, die Konstruktion von Grenzen aufzuzeigen, ob geografisch, politisch oder ideologisch. Sie hinterfragt ihren Nutzen und Urheberschaften und beschreibt, wie Scheinwelten und -autoritäten erschaffen werden. Dafür überlagert Magdalena Schrefel zeitgenössische, historische und fiktive Referenzen. Gleichzeitig erstreckt sich entlang ihrer vielfältigen Sprachfarben auch das Potential von gemeinsamen Linien, um Welt zu beschreiben und Utopien zu formulieren. „Ein Berg, viele“ ist mehr als ein Stück mit historischem Bezug. Es erzählt mit den Mitteln des Theaters von inszenierten Wirklichkeiten und öffnet darin einen klaren Blick auf unsere Gegenwart.

Vita Preisträgerin: Magdalena Schrefel, geboren 1984 in Wien, studierte nach längeren Arbeitsaufenthalten in Vukovar und Göteborg an der Universität Wien Europäische Ethnologie sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für ihr Stück die Bergung der Landschaft erhielt sie 2014 eine Einladung zum Heidelberger Stückemarkt, 2019 wurde es vom Bayrischen Rundfunk in Koproduktion mit dem ORF als Hörspiel produziert. 2017 fand die Uraufführung ihrer Sprengkörperballade am Schauspiel Köln statt, 2019 die österreichische Erstaufführung am KosmosTheater Wien. Für ihre Kurzprosa wurde sie 2017 mit dem AK-Literaturpreis der Arbeiterkammer Oberösterreich und 2018 mit dem Literaturpreis der Akademie Graz ausgezeichnet. 2019 erhielt sie das Wiener Dramatik Stipendium für die Arbeit an Ein Berg, viele, das zum Heidelberger Stückemarkt 2019 eingeladen wurde. Sie lebt in Berlin.

Zahlen zum diesjährigen Preis: Für den 25. „Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker“ 2020 wurden 106 Stücke von Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingereicht. Das Durchschnittsalter der Bewerberinnen und Bewerber betrug 29,2 Jahre. Das Verhältnis der eingegangenen Bewerbungen von Autorinnen und Autoren war ausgeglichen.